„Wir brauchen Regionalität und vernetzte Kontakte.“

Infos zu Steuerberatung, Rechtsänderungen und Europäischer Staatenkrise

Auf Einladung der Volksbank Lahr sprach Professor Bernd Neufang vor einigen Tagen im Wertehaus in Lahr über die Zukunft der Steuerberatung. Vorstandsmitglied Thomas Ruff freute sich über die große Resonanz. Professor Neufang sei als Verfasser einschlägiger Publikationen bei Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern bekannt, so Ruff. Außerdem begrüßte Vorstand Ruff mit Analyst Christian Reicherter einen weiteren Experten. Aus Sicht der DZ Bank AG beleuchtete er das brandaktuelle Thema der Europäischen Staatenkrise.

Professor Neufang bezeichnete seinen Berufsstand als „First-Aid-Institution“ für die Mandanten. Neben den fachlichen Anforderungen sei der Steuerberater eine Vertrauensperson und sogar persönlicher Coach, der den Unternehmer ständig begleite. Vor dem Hintergrund zu erwartender Veränderungen des Marktes, wie teilweiser Wegfall von Mandanten durch Billiganbieter, elektronische Programme, aber auch bedingt durch weniger Neugründungen, müsse sich die Kanzlei für die Zukunft neu orientieren. Wichtige Punkte sind für den Professor die internatio-nale Ausrichtung, betriebswirtschaftliche Beratungskompetenz, die Speziali-sierung sowie das Angebot von Zusatzqualifikationen mit Fachberatern.

„Finanzbuchhaltung und Löhne sind austauschbare Leistungen“, betonte Professor Bernd Neufang. Die Beratungstätigkeit stehe für Leistungs- und Zukunftsfähigkeit. Er machte deutlich, dass es auch auf eine gute Präsentation auf der Homepage ankommt: „Sie lebt nur, wenn sie permanent gepflegt wird.“ Aktuelle Homepage-Studien zeichneten ein frustrierendes Bild, ergänzte er.
Die Fragestellung, was die eigene Kanzlei prägt und von anderen abhebt, sei essentiell, so der Professor: „Wir sind Dienstleister!“
Professor Neufang plädierte für Regionalität und vernetzte Kontakte als Erfolgs-faktoren. Das Leben spiele sich in regionalen Strukturen ab. Auch bei der Übergabe einer Kanzlei sprach er sich für eine Lösung vor Ort aus.

DZ Bank Analyst Christian Reicherter führte die derzeitige Situation in Europa auf die bisher zu laxe Fiskalpolitik zurück. „Die Staaten haben ein Schuldenproblem.“ Als Wege zur Entschuldung gebe es Wachstum, um höhere Steuereinnahmen zu generieren, was aber derzeit unrealistisch sei, so Reicherter. Demnach bliebe nur der Weg zu sparen, wo es möglich sei.
Um eine neue Vertrauenskrise zu vermeiden, so der Experte, müsse am Konsolidierungs-kurs festgehalten werden. Die Staatshaushalte müssten kurzfristig wieder auf gesunde
Beine gestellt werden, um langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Christian Reicherter ist sich sicher, dass die Politik alles unternehmen wird, um das Scheitern des Euro bzw. der EWU zu verhindern. „Um die EWU langfristig zu stabilisieren, sind weitergehende Schritte notwendig“, erklärte Reicherter. „Dabei muss die Fiskalpolitik stärker koordiniert werden, insbesondere dann, wenn bestimmte Warnmarken erreicht werden.“

Die EWU laufe auf eine der größten Belastungsproben zu, betonte Volksbank-Vorstand Thomas Ruff abschließend. Er bedankte sich bei den Referenten für ihre Zeit und die interessanten Einblicke. Jürgen Schmidt, Abteilungsleiter „Freie Berufe“ sprach sich für den engen regionalen Dialog und eine weiterhin vertrauensvolle Zusammenarbeit aus.