Pressemitteilung vom 20. März 2012

„Demografischer Wandel: Herausforderungen und Chancen für das Handwerk“

650 Gäste beim 22. Handwerkerschoppen der Volksbank Lahr im Europa-Park

Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lahr, Reinhard Krumm konnte am Montagabend, 19. März 2012, im Ballsaal Berlin im Europa-Park Rust über 650 Gäste begrüßen: regionale Handwerker aller Branchen und die Vertreter der Innungen und Kammern zum inzwischen 22. Handwerkerschoppen.

Der Präsident der Handwerkskammer Freiburg, Paul Baier, richtete ein Grußwort an seine Handwerkerfamilie und bedankte sich für die traditionelle Einladung am Josefstag. Er lobte die guten und vor allem langjährigen Beziehungen zur Volksbank Lahr, die stets ein verlässlicher Partner des regionalen Handwerks sei.

Holger Externbrink, Chefredakteur des „handwerk magazins“ stellte den demografischen Wandel und die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen für das Handwerk in den Mittelpunkt seines Vortrags. Der Fachkräftemangel wird ein Thema, mit dem sich jeder Betrieb auseinandersetzen müsse, betonte er. Die 1-2 Personen Haushalte nehmen in Zukunft weiter zu, was den Wohnungsbedarf weiter erhöhe. Auch die Ansprüche an Wohnfläche und Ausstattung würden steigen, belegen Prognosen. Aber, „welche Handwerker sollen diese Wohnungen bauen?“, fragte er die Gäste. Der private Wohnungs-bau werde von den Veränderungen profitieren. Wenngleich die Abwanderung in den ländlichen Gebieten anhalte. Eine weitere Entwicklung zeichne sich schon heute ab.

Die Menschen möchten so lange wie möglich, in ihren vier Wänden leben. Dadurch entsteht ein hoher Bedarf, die Immobilien altersgerecht umzubauen. Auch im Bereich energetische Modernisierung steige die Nachfrage, was sich vor allem beim Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie dem energienahen Handwerk auswirke.

Bei Bäckern und Metzgern sieht es nicht so rosig aus. Holger Externbrink rät ihnen auf Bioprodukte zu setzen. Die Ausgaben für Lebensmittel würden sinken, der Trend zum Discounter halte an und nachvollziehbar sei auch, dass ältere Menschen weniger verzehren und entsprechend weniger einkaufen. Beim Außer-Haus-Verzehr sieht es anders aus. Für Bäckereien oder Metzgereien mit Imbiss sieht er steigenden Bedarf vor allem bei den Berufstätigen.

Das Gesundheits- und KFZ-Gewerbe kann sich über steigende Nachfrage und höhere Einnahmen freuen. Die Menschen investieren verstärkt in ihre Gesundheit und wollen mobil bleiben bis ins hohe Alter. Haushaltsnahe Dienstleistungen, nicht nur für Senioren, auch für Doppelverdiener- und Singlehaushalte, werden immer stärker nachgefragt. Der Tipp des Referenten lautet, die Produkte mit einem Hol- und Bring-Service zu ergänzen.

Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, muss das Unternehmen rechtzeitig Fachkräfte einstellen. Schon jetzt können viele Stellen oder Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, weil die Qualifikation der Bewerber nicht ausreicht. Allerdings wird auch die Anzahl der Schulabgänger noch weiter zurückgehen. „Ohne Fachkräfte ist Wachstum nicht möglich“, macht Holger Externbrink deutlich.

Was kann der Handwerksbetrieb tun? Zur Fachkräftesicherung empfiehlt er ein gezieltes Personalentwicklungskonzept, um das erfahrene Stammpersonal an das Unternehmen zu binden und Perspektiven zu geben. Selbst auszubilden sei ebenfalls wichtig. Allerdings reiche all das nicht aus, um die entstehenden Lücken zu schließen, weiß Externbrink. Es sei auch nicht auszuschließen, dass Arbeitnehmer freiwillig länger arbeiten, schließlich verfügen diese Menschen über einen großen Erfahrungsschatz.

Wer als Handwerksbetrieb künftig als attraktiver Arbeitgeber gelten will, sollte auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf berücksichtigen. Freiwillige Sozialleistungen nennt er ebenfalls als wichtiges Kriterium. Eins sei jedoch absehbar, ohne ausländische Fachkräfte sei der Bedarf an qualifiziertem Personal kaum zu sichern. Viele dieser Menschen leben schon in Deutschland, so Holger Externbrink. Es gelte, vor allem Jugendliche zu gewinnen und zu qualifizieren.

Als wichtigen Punkt, um das eigene Unternehmen bekannter zu machen, nannte er Werbung im Rahmen eines regional gut abgestimmten Marketingkonzeptes. Dazu gehören nicht nur Flyer oder eine Homepage, sondern auch Newsletter, Social Media und Messeauftritte. Jeder Handwerker müsse seine Kunden gezielt ansprechen und den Kontakt pflegen und über neue Produkte oder Dienstleistungen informieren.

Der demografische Wandel stellt die Handwerksbetriebe mit der Nachfolgeregelung vor weitere große Herausforderungen. Jedes Jahr stehen 22.000 Betriebe zur Übernahme an.
Da innerhalb der Familie oft kein geeigneter Nachfolger mehr gefunden wird, nimmt die familienexterne Übernahme weiter zu. Damit es mit dem Handwerksbetrieb auch in Zukunft weiter geht, sollte sich jeder Inhaber spätestens mit 55 Jahren Gedanken über die Nachfolge machen. Außerdem sei eine Notfallplanung und qualifizierte Stellvertreterregelung wichtig. Die realistische Bewertung des eigenen Unternehmens, sei ebenfalls von großer Bedeutung, weil viele den Wert ihres Betriebes überschätzten.

Wer leichter einen Nachfolger finden will, sollte auch daran denken, rechtzeitig zu modernisieren und das Produktangebot auf die Bedarfe der Zukunft auszurichten. Hürden, wie die Bindung an bestimmte Lieferanten sollten ebenfalls abgebaut werden.

Holger Externbrink gab abschließend den Tipp, den potenziellen Übernehmer frühzeitig einzuarbeiten und sich fremde Hilfe zu holen, z. B. bei Kammern und Banken. Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die den Start erleichtern. Die Volksbank Lahr weiß um die Bedeutung und hat einen Spezialisten ausgebildet, der sich bestens mit Fördermitteln, Unternehmensnachfolge und Existenzgründung auskennt.

Der Vorstandsvorsitzende Reinhard Krumm bedankte sich bei Holger Externbrink für den interessanten Vortrag. Bei der Volksbank Lahr nehme das Thema Mitarbeiterbindung und Förderung schon seit Jahren einen hohen Stellenwert ein, so Krumm. Gleich im Anschluss waren die Gäste zu einem zünftigen Abendessen eingeladen. Musikalisch sorgten die „OberRheiner“, eine Oberkrainer-Formation aus Rheinhausen, für stimmungsvolle Unterhaltung.