„Höher, schneller, heiter: von der Lust an der Leistung und der Kunst mit Grenzen zu leben“ war vor einigen Tagen das Thema bei der Jahresschlussveranstaltung der Volksbank Lahr im Teatro dell´Arte im Europa-Park Rust. Rainer Schmidt, Referent, Sportler und Kabarettist begeisterte das Publikum. Er ist evangelischer Pfarrer und war Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut Bonn. Außerdem hat er neben sportlichen Höchstleistungen als Tischtennisspieler (Paralympics 4-facher Goldmedaillengewinner 1992 im Einzel, 6-facher Weltmeister 1986 und 1990 im Einzel sowie 9-facher Europameister 1997 und 2003 im Einzel) auch einige Bücher („Spielend das Leben gewinnen: Was Menschen stark macht“ und „Lieber Arm ab als arm dran“) geschrieben. Bedingt durch das Femur-Fibula-Ulna-Syndrom fehlen ihm beide Unterarme und der rechte Oberschenkel ist ca. 25 Zentimeter kürzer.
„Was hat dazu geführt, dass ich ein normaler Mensch geworden bin? fragte er gleich zu Beginn seines Vortrags. Er sprach vom „Fluch des Vergleichens“ und davon, dass Behinderung etwas völlig Normales sei. „Ich habe Einschränkungen, Sie auch“, rief er dem Publikum mit einem Augenzwinkern zu. Auf die Frage nach einem Handstand, gingen beim Publikum nicht allzu viele Arme hoch. „Kompensieren“, lautete sein Rat und neue Perspektiven schaffen. „Schauen Sie nicht auf das, was Sie nicht können, fragen Sie, was kann ich gut?“ Wichtig seien auch realistische Ziele. Er habe zwar keine Arme, „aber das beste Däumchen auf der Welt“, erklärte Rainer Schmidt. Für ihn sei immer wieder die Perspektive und Dankbarkeit wichtig. Dankbarkeit für all das, was er im Leben geschenkt bekommt.
Mit viel Humor erzählt er von Behinderung und Grenzen aller Art. Offen berichtet er aus seinem Leben als Mensch mit besonderen Grenzen. „Manche sehen an mir nur die Behinderung: „Ich saß am Neckarufer, war gerade frisch verliebt und hätte die Welt umarmen können, da höre ich von hinten: „Schau mal, der arme Mann. Ich drehe mich um, ob da noch wer ist, aber die reden von mir.“ Der Glaube habe ihm geholfen, sich mit seinen Begrenzungen nicht zu versöhnen.
Am Ende des Vortrages hatten die Gäste die kurzen Arme des Referenten fast vergessen und eine neue Perspektive auf die Grenzen des Lebens kennengelernt. Die Kundenveranstaltung wurde wie schon in den zurückliegenden Jahren in Kooperation mit dem Fachbereich Kirche und Wirtschaft der Erzdiözese Freiburg dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evangelischen Landeskirche in Baden organisiert.