Rust. Über 600 Handwerker aus der Region folgten am Josefstag, dem Namenstag des Schutzpatrons der Handwerker, der Einladung der Volksbank Lahr zum traditionellen und inzwischen 28. Handwerkerschoppen im Europa-Park Rust.
Wie sich Gesellschaft und Arbeit in Zukunft verändern
28. Handwerkerschoppen der Volksbank Lahr im Europa-Park Rust


Über Gesellschaft und Arbeit der Zukunft, und wie Roboter, künstliche Intelligenz und Digitalisierung die Welt der Arbeit und die Kommunikation verändern, sprach Marketing-professor, Autor und Referent Sami Sokkar. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und ist auch auf internationaler Ebene ein gefragter Dozent.

Wird die digitale Welt unsere Berufsbilder verändern? Übernehmen künftig Roboter und Software einen Großteil unserer Aufgaben, fragte sich auch der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker angesichts der rasanten Veränderungen. Die Automatisierbarkeit ist in zahlreichen Berufen schon heute hoch. Ganz unberücksichtigt bleibe in der Arbeitswelt 4.0 der Faktor Mensch und die Kommunikation. Bei allem Für und Wider, waren sich alle einig, dass sich jedes Unternehmen der Digitalisierung stellen muss.

Daran knüpfte auch Handwerkskammerpräsident Johannes Ullrich an. Industrie 4.0 wurde vom Handwerk vielfach als verordnet empfunden, kritisierte er. Inzwischen gebe es Anpassungen und Lösungen. Die Kammern und Verbände unterstützen und begleiten die Handwerksbetriebe. Die Qualifikation aller Beteiligten sei enorm wichtig, so Ullrich. Digitalisierung sei viel mehr als nur die Gestaltung einer Website. Und, es gehe auch um die Identität des Handwerks, betonte er.
Wie werden wir wahrgenommen und wie stellen wir die Weichen richtig? Hat mein bisheriges Geschäftsmodell noch Bestand? Jedes Unternehmen braucht die richtige Strategie für die Zukunft. Er sprach auch von der neuen Generation Handwerker im Zeitalter des vernetzten Menschen. Der Mensch werde immer mehr Denker und Lenker sein, organisatorische Strukturen müssen verändert und die bisherige Führungskultur hinterfragt werden. Schließlich gehe es darum, junge Leute für das Handwerk zu begeistern und Fachkräfte zu gewinnen. 60 Prozent der Unternehmen sehen ihr Unternehmen durch den Fachkräftemangel akut gefährdet, bestätigte Marketingexperte Sami Sokkar. Es dauere bis zu 148 Tagen, eine neue Fachkraft zu gewinnen, je nach Branche wird es noch schwieriger. Er forderte die Handwerker auf, sich an die neue Kommunikationswelt in den sozialen Netzwerken anzupassen und diese für sich als Marketinginstrumente zu nutzen. Wichtig sei es, aus dem eigenen gewohnten Umfeld herauszutreten, da sonst das eigene Geschäftsmodell plötzlich out sein könnte. Was spricht dagegen? Auf den bekannten Online-Plattformen sind Kunden und künftige Mitarbeiter unterwegs. Zufriedene Kunden werben kostenlos und mit kurzen Erklärvideos und Bildern könne man sich gut selbst inszenieren, betonte Sami Sokkar. Sein Fazit, „es überlebt der Anpassungsfähigste, nicht der Stärkste!“ Die Entwicklung und die damit verbundenen Veränderungen verlaufen exponentiell, ergänzte Peter Rottenecker. Der Kunde entscheidet, also bleibe nur ein Weg, sich der Digitalisierung zu öffnen.
