„Steh auf Mensch“ - Von der Kraft immer wieder aufzustehen
Stehende Ovationen für Samuel Koch bei der Volksbank Jahresabschlussveranstaltung
Nach so einem Schicksalsschlag wie ihn Samuel Koch bei dem Unfall vor knapp neun Jahren bei „Wetten dass…“ erlebt hat, ist es kaum vorstellbar, wie es weitergehen soll? Wofür lohnt es sich überhaupt noch zu leben, wenn man vom Halswirbel abwärts gelähmt ist und das bisherige Leben als Kunstturner vollständig zusammenbricht? Die 630 Gäste, die auf Einladung der Volksbank Lahr in Kooperation mit der Kirche im Europa-Park zur traditionellen Jahresabschlussveranstaltung gekommen sind, durften Samuel Koch im Gespräch mit Martin Klapheck auf einem Teil seines Weges zurück ins Leben begleiten.
Doch woher nimmt ein Mensch die Kraft für ein zweites Leben? In so einem „0-Zustand“, wie ihn Samuel Koch beschreibt, gebe es keinen Plan. Er wollte aber „die Negativbilanz nicht noch größer werden lassen. Ich habe nicht auf das geschaut, was nicht geht, sondern auf das, was geht.“ Er räumt allerdings ein, dass es ein Prozess war mit Höhen und Tiefen, um diese Einstellung zu gewinnen und zu verinnerlichen. Er hat sein Schauspielstudium abgeschlossen und arbeitet am renommierten Mannheimer Nationaltheater, im Kinofilm „Draußen in meinem Kopf“, spielt er die Hauptrolle. Er ist Autor von drei Bestsellern und engagiert sich in sozialen Projekten.
In einem seiner Bücher beschäftigt er sich damit, „Was uns stark macht“. Er weist bewusst darauf hin, dass die so genannten sieben Säulen der Resilienz nicht in jeder Lebenssituation relevant sind. Er spricht aus eigener Erfahrung und bezieht sich auf zahlreiche Gespräche mit Todkranken, Managern, Flüchtlingen und auch Häftlingen. „Was kann uns in Notsituationen wirklich die Kraft geben, immer wieder aufzustehen“, fragt Samuel Koch.
Für ihn sind andere Begriffe wichtig geworden: Verzeihen, Glaube, Hoffnung, Demut, Werte und Würde… Er habe sich an Gott gewandt und durch den Glauben sein Selbstwertgefühl zurückgewonnen. Als er nach drei Monaten Intensivmedizin das erste Mal im Rollstuhl auf den Balkon geschoben wurde, war er hin und her gerissen, hat sich gefragt, was ihm das bringen soll? Zu seiner eigenen Überraschung haben sich zutiefst positive Gefühle eingestellt. „Ich habe eine unbeschreibliche Freude und Dankbarkeit empfunden über die frischen Luftpartikel, die ich atmen durfte, den blauen Himmel, die schneebedeckten Berge und eine Heidschnucke, die im grünen Gras stand.
Der Glaube spiele eine große Rolle. „Gott liebt mich, weil ich bin“, sagt Samuel Koch mit ruhiger Stimme. Das Gefühl um seiner selbst willen geliebt zu werden, habe ihm insbesondere sein Vater schon früh vermittelt. „Ich bin schon wer, weil ich bin und dafür muss ich nichts tun,“ so das Credo. Das habe sein Selbstwertgefühl schon früh reifen lassen. Und genau aus dieser Erkenntnis konnte er es zurückgewinnen. Aber so einfach war das natürlich nicht, eine Horizonterweiterung und neue Perspektiven waren notwendig, bekennt er.
Samuel Koch ist dankbar für die enorme und dauerhafte Unterstützung durch seine Familie, Freunde, Professoren, das Pflegepersonal und so viele andere Menschen. Sie leisten fast Übermenschliches und verausgaben sich, deshalb wolle er wieder etwas zurückgeben und hat den Verein „Samuel Koch und Freunde“ gegründet. Damit soll Hilfe für Helfer ermöglicht werden, damit auch sie neue Kraft und Hoffnung schöpfen können. Mehr unter: www.samuel-koch-und-freunde.de
Auch wenn Samuel Koch wieder mitten im Leben steht, so betont er auch, dass er seinen Fokus immer wieder neu justieren und die inneren Kräfte stärken und mobilisieren muss. Berührt und tief beeindruckt bedankten sich der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker und die Gäste im Teatro dell´ Arte des Europa-Park bei Samuel Koch mit stehenden Ovationen.
