1940 und 1942

Die Lahrer Gewerbebank feiert das 75-jährige Bestehen und wird in Volksbank Lahr umbenannt

Jubiläumsanzeige
Jubiläumsanzeige

Das genossenschaftliche Prinzip der demokratischen Selbstverwaltung stand zwar in krassem Gegensatz zum nationalsozialistischen „Führerprinzip“, wonach in allen gesellschaftlichen Einheiten nicht von unten, sondern immer von oben eingesetzt wird. Bei der Besetzung der Positionen bei den Kreditgenossenschaften achtete man in der nationalsozialistischen Zeit aber  darauf, dass die betriebsinterne Fachkompetenz gewahrt blieb, um die Wirtschaftlichkeit aufrechtzuerhalten. Für die Lahrer Gewerbebank hieß das, dass die gleichen Fachleute, wie bisher, weiterarbeiten konnten, die Kontrolle durch NSDAP-Funktionäre und NSDAP-Mitglieder aber gegeben war.

Albert Kopf
Direktor Albert Kopf

In der Generalversammlung im Gasthaus zum Löwen am 3. April 1940 war Direktor Albert Kopf war in voll des Lobes über das neue politische System und führte aus, dass im bisherigen Kriegsverlauf die Grenzen geordnet worden seien, der deutsche Lebensraum im Osten sei nunmehr gesichert. Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft habe sich reibungslos vollzogen, Geld- und Kapitalmarkt seien ungestört geblieben, die Währung sei durch das unerschütterliche Vertrauen in die politische Führung stabil. Die verschiedenen Kriegswirtschaftsverordnungen hätten sich bislang in keiner Weise nachteilig auf die Entwicklung und Erwerbslage der Bank ausgewirkt.

Im Jubiläumsbericht, den Kopf in der anschließenden 75-Jahr-Feier abstattete, unterstellte er „innere Wesensgleichheit“ der nationalsozialistischen und genossenschaftlichen Wirtschaftsweise. Kopf wörtlich: „Der Durchbruch des Nationalsozialismus gab der deutschen Wirtschaft auf der soliden Grundlage einer geordneten Staatsführung, einer planmäßig gesteuerten Wirtschaft und eines geeinten Volkes neuen ungeahnten Antrieb. Jetzt konnte sich wieder deutsche Tatkraft und deutscher Fleiß entfalten und sich des verdienten Erfolges der Arbeit freuen.“

Die Ankündigung der Generalversammlung des Jahres 1940 mit anschließender Jubiläumsfeier
Die Ankündigung der Generalversammlung des Jahres 1940 mit anschließender Jubiläumsfeier

Direktor Albert Kopf, seit 1928 amtierender Lahrer Bankvorstand, kam am 2. Dezember 1944 beim Versuch, seine bei einem Luftangriff in Freiburg verschüttete Tochter zu retten, in tragischer Weise ums Leben.

In der Aufsichtsratssitzung Ende Dezember 1941 wurde beschlossen, die Gewerbebank Lahr in Volksbank Lahr eGmbH umzubenennen und dies der Generalversammlung, die am 23. März 1942 im Gasthaus zum Schwanen anberaumt war, vorzuschlagen. Die Umfirmierung erfolgte auf Anregung des Deutschen Genossenschaftsverbandes „im Zuge der einheitlichen Ausrichtung und Geschlossenheit aller gewerblichen Kreditgenossenschaften Großdeutschlands“. Der Begriff „Volksbank“ ist jedoch keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern wurde bereits vom Genossenschaftspionier Hermann Schulze-Delitzsch verwendet.